1996 gründete und entwickelte ich meine Akademie für Kinder und Ponys zur Persönlichkeitsentwicklung. Ich arbeite ganzheitlich und nach der akademischen Reitkunst. In einem altersgerechten und bedürfnisorientierten Unterricht arbeite ich mit Kindern im Alter ab 4/5 Jahren.
Seit längerer Zeit beschäftige ich mich mit der Akademischen Reitkunst.
Durch diese besondere Art mit Pferden gemeinsam zu lernen, ist mir einiges klar geworden. Es beruht auf beiderseitigem Einfühlungsvermögen, sich auf einander einzulassen, gemeinsam etwas zu Können. Besonders durch die Erfahrungen mit meinem Jungpferd und meiner traumatisierten Stute ist mir klar geworden, dass genau diese Dinge, wie Achtsamkeit, gegenseitigen Respekt, gefühlte Kommunikation und die Basis- Grundlagenarbeit viel wichtiger sind als irgendwelche Lektionen oder Kunststücke.
Zuerst muss die Beziehungsarbeit, Grundausbildung oder Basisarbeit kommen. Sie bildet das Fundament und bietet gleichzeitig aber auch Sicherheit.
Pferde sind schließlich Fluchttiere und werden immer stärker sein. Bei den Pferden geht es deshalb darum Vertrauen aufzubauen, gegenseitiges Verständnis sowie Einverständnis und die Kommunikation zu erlernen. Das alles passiert zuerst vom Boden aus.
Ich gehe einen anderen Weg und möchte diesen auch den Kindern weitergeben.
Ich habe eine lange Reise in viele Sackgassen unternommen, bis ich durch einen glücklichen Zufall endlich auf eine Harmonie zwischen Mensch und Pferd gestoßen bin, wie ich sie mir für mich wünschte. Fündig wurde ich in unter anderem in der Akademischen Reitkunst. Es ist meine Passion, Mensch und Pferd zusammen zu führen – durch Verständnis und Kommunikation.
Natürlich das alles kindgerecht spielerisch umgesetzt:
10. Zusammen Tanzen
...mit den Ponys/Pferden sprechen
Es ist eigentlich egal ob wir flüstern oder sprechen, ob wir singen oder tanzen. Fakt ist: Wir sind Menschen und sprechen wie Menschen. Ein Reiter ohne Pferd ist auch nur ein Mensch. Ein Pferd bleib immer ein Pferd. Bodenarbeit dient also in erster Linie dazu, eine gemeinsame Sprache zwischen Mensch und Pferd zu entwickeln.
Der Kontakt zum Tier beginnt bei uns auf Augenhöhe vom Boden aus. (kein reiten!)
Was macht eine gute Beziehung zum Pony/Pferd aus?
Wie gerne würde ich jetzt “1+1=2” antworten. Aber so einfach ist das nicht. Es ist individuell, persönlich und natürlich ist eine gute Beziehung zum Pferd sowieso vielschichtig und besteht aus vielen verschiedenen kleinen und großen Punkten.
Ich möchte den Kindern eine Basis vom Boden geben, an der wir basteln und arbeiten können, um das Beziehungsband mit den Ponys zu stärken.
Unsere Persönlichkeit und wie wir den Pferden begegnen spielt eine ganz große Rolle für den Aufbau einer guten Beziehung.
Pferde lieben klare und fokussierte Persönlichkeiten. Deswegen sollte unser größtes Ziel sein eine fokussierte, klare und gelassene Persönlichkeit zu werden. Pferde können uns dabei helfen, weil sie die Meister darin sind im Hier und Jetzt zu sein und in einem entspannten Ruhemodus zu leben. Wenn wir ihnen zuhören, werden sie uns Gutes und Schlechtes spiegeln und wir können so nach und nach an uns arbeiten und durch ihre Reaktionen sehen, wo wir noch mehr üben müssen und was wir schon ganz gut beherrschen.
Ein Pferd wird immer dann sein bestes ICH zeigen, wenn der Mensch an seiner Seite positiv, klar und entspannt ist.
Die wahre Stärke und Klarheit liegt in uns selbst und in unseren Gedanken und Gefühlen. Das ist tatsächlich eigentlich eine sehr leise Kraft. Wenn du es nach und nach schaffst diese Kraft in dir durch die richtigen Techniken und das richtige Bewusstsein und deine Persönlichkeitsentwicklung zu mobilisieren, ist so ziemlich alles mit Pferden möglich.
Pferde geben gerne Verantwortung ab – aber nur dann, wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Gegenüber die Lage immer einigermaßen im Griff hat.
Damit ist nicht gemeint, dass wir uns immer durchsetzen oder gar dominant sein müssen.
Denn Dominanz bedeutet „zu beherrschen“ und in einem Monolog ohne Widerspruchsrecht mit seinem Gegenüber zu agieren. Führungskompetenz dagegen bedeutet sein Gegenüber auf eine gemeinsame Reise oder einen gemeinsamen Weg mitzunehmen, emphatisch zu handeln, zu kommunizieren und sowohl fair als auch verantwortungsvoll zu handeln.
Pferde und Kinder LIEBEN Rituale und Gewohnheiten. Sie geben Sicherheit, sie sind schön klar, sie sind ein extrem guter und entspannter Weg, um direkt in eine Kommunikation mit dem Pony zu treten. Hier setze ich an und weise den Kindern wohin die Reise gehen kann.
Neben der fehlenden Dominanz gehört dazu aber auch im HIER und JETZT zu sein. Viel zu oft driften wir mit unseren Gedanken ab und sind bei dem schwierigen Problem von Morgen oder dem Stress mit der besten Freundin von Gestern oder nehmen die Hektik des Tages mit zum Pferd.
Viel mehr - als nur ein Augenblick
Für viele mag hier nicht viel zu sehen sein - oder wie ich schon oft gehört hab: „Da wird ja wohl nicht nur ein Kind vor nem Pferd stehen ... die werden ja auch was tun ... reiten oder so.“
Hm die tun ja was ... die bauen eine Beziehung auf. Freundlich sich kennen lernen, lernen sich zu vertrauen, sich aufeinander einstimmen.
Leider haben wir die Achtung vor diesem Prozess verloren. Aber es ist jetzt wirklich höchste Zeit! Kinder dürfen wieder lernen wie sowas geht - um es dann für sich selbst auch zu nutzen!
Wenn jemand kommt und einfach nur möchte, dass sein Kind dieses Pferd da reitet ... mit Kamera bereits gezückt.... hm ... das ist ein bisschen wie ein Überfallkommando mit Freiheitsberaubung und Gewalthandlung. Die Kinder - zumindest die Kleineren, die wissen das noch. Die wollen lieber erstmal füttern - oder misten - oder das Pony putzen und spazieren. Wie unglaublich gesund sie noch spüren: „Moment ich brauch noch Zeit.“
Lernen wie man Beziehung aufnimmt - nicht als Übergriff. Das bedeutet auch, ich und das Gegenüber sind keine Objekte. Ich kann nicht einfach was mit ihm tun - ich darf erstmal verstehen wie der Andere so ist. Und dann entsteht etwas Gemeinsames - manchmal nur für einen Augenblick. Aber dieser Augenblick wirklich sich begegnen, der macht etwas mit einem und es fühlt sich richtig an. Im Gegensatz von: „Jemanden zu etwas zwingen - überreden - strafen weil es nicht will wie ich.“ ... da bleibt immer auch Stress und Wut in einem selbst zurück.
In so Begegnungen lernen Kinder ganz von selbst - sie verstehen - erleben - fühlen. Beziehungslernräume. Klingt nicht nach viel, wenn man aber bedenkt, dass ein Großteil psychischer Erkrankungen auf nicht funktionierendem Beziehungsgeschehen basieren ... dann wendet sich das Blatt 🙂. Emotionsregulation - Komplexe Handlungsplanung - Soziale Kompetenz - Achtsamkeit - Körperwahrnehmung .... so viel mehr in einer kleinen Begegnung. Ein kleiner Schritt für eine große Wirkung 🙂🙂
Viele Kinder wollen erstmal unbedingt, dass das Pferd auch tut, was sie sagen. Ich kann es ihnen nicht verübeln - ganz persönlich wär mir ja auch oft lieber jeder würde einfach tun was ich sage.
Nur leider funktioniert Beziehung nicht so. Objekte funktionieren so - ich drück den Knopf - das Gerät geht an und wenn nicht - ist es wohl kaputt.
Beziehung ist komplizierter. Schon den richtigen Ton zu treffen ist schwerer wie eine Taste zu drücken - und welcher Ton beim anderen ankommt ist Teil seiner Geschichte. Und wenn der dann auf meinen Wunsch „Nein danke“ sagt - was macht das dann mit uns?
Kinder können mit Tieren unglaublich viel über Beziehung lernen - dazu braucht es manchmal Erwachsene die diese „Lernerfahrung“ anbieten.
Es ist wunderschön zu sehen wie leicht Kinder in dieses Beziehungslernen eintauchen - und wie gerne Ponys mitmachen. Frei und stolz und kraftvoll und sanft und rücksichtsvoll.
Denn die Kunst unsere Ponys ohne Strick und Halfter durch einen Parcour zu leiten, hat die Kinder stolz, selbstvertraut und kräftig gemacht.
Denn auch wenn es manchmal schwer fällt, Beziehung fordert uns heraus und lässt uns wachsen. (Text Isabella Gaukler, Psychologin)
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